Salzachbrücke: “Offensichtliche Fehlplanung”

Thema: Salzachbrücke

Am 23. Oktober 2010 erschien ein Artikel in der Südostbayrischen Rundschau mit dem Titel „Salzachbrücke für 40 Millionen“.

Ilse Englmaier hat daraufhin einen Leserbrief verfasst, der am 6.11.2010 in der SOR veröffentlicht wurde:

„Offensichtliche Fehlplanung“

In einer gemeinsamen Presseerklärung teilten der oberösterreichische Landeshauptmann-Stellvertreter Franz Hiesl und Traunsteins Landrat Hermann Steinmaßl mit, dass Untersuchungen zur geplanten Fridolfinger Brücke ergeben hätten, „dass der Untergrund aus weit mächtigeren Schluff- und Seetonschichten besteht als bisher angenommen.“ Dabei bewiesen schon Bohrungen im Jahr 1951 und 1975, dass sich in diesem Bereich eine mindestens 50 Meter dicke Seetonschicht befindet. Auch eine Grafik aus der „Wasserwirtschaftlichen Rahmenuntersuchung Salzach“ 1995 zeigt deutlich, wie mächtig diese weiche Schicht ist.

In der mir vorliegenden „Machbarkeitsprüfung aus technischer und wirtschaftlicher Sicht“, die Landrat Hermann Steinmaßl selbst im Jahr 2000 als Bauingenieur und Inhaber der damaligen „Steinmaßl Ingenieurgesellschaft Traunstein“ (jetzt SAK) zur Planung der Fridolfinger Salzachbrücke verfasste, unterblieb jedoch eine Beurteilung des Untergrundes, obwohl doch die technische Machbarkeit vornehmliche Aufgabe des Gutachtens war. Das wurde erst jetzt nachgeholt, nachdem schon ca. zwei Millionen Euro an Steuergeldern für die Planung der Brücke verschwendet worden sind.

Zudem verwies der Bauingenieur Steinmaßl bereits in seiner Machbarkeitsstudie auf die notwendige Aufständerung der Brücke, versäumte aber diese Bauweise mit dem weichen Untergrund in Verbindung zu bringen, obwohl jeder Bauingenieur-Student weiß, dass Pfeiler im weichen Schluff- und Tonboden gerne versinken. Jedenfalls muss schon vor zehn Jahren klar gewesen sein, dass ein Pfeilerbauwerk auf dem nicht tragfähigen Untergrund enorme Mehrkosten verursachen würde. Daher ist es sehr verwunderlich, dass in der Machbarkeitsprüfung eine realistische Kostenschätzung des Bauvorhabens unterblieb, obwohl genau das die zweite wichtige Aufgabe des Gutachtens war.

Statt einer offensichtlichen Fehlplanung sollen nun auf einmal der Naturschutz und die Salzachsanierung an den weiteren erheblichen Mehrkosten schuld sein. Dabei hat bereits das Raumordnungsverfahren 2004 die Berücksichtigung der Schutzgebiete, der geschützten Arten, der Salzachsanierung und des Hochwasserschutzes zu zwingenden Auflagen der Brückenplanung gemacht. Trotzdem wurden die Gesamtkosten bei der Vorstellung des Projekts im Sommer 2005 mit „nur“ 22,5 Millionen Euro angegeben – ganz klar eine Fehlkalkulation. Überdies wird die Salzachsanierung komplett vom Freistaat und mit Fördermitteln der EU finanziert, während Vorhabensträger bei der Brücke der Landkreis ist, der noch immer keine verbindliche Finanzierung vorweisen kann. Die Salzachsanierung ist unerlässlich für das öffentliche Wohl, weil nur so der gefährlichen Eintiefung der Salzach entgegen gewirkt werden kann, während die Brücke erwiesenermaßen nur einigen Speditionen von echtem Nutzen wäre.

Geradezu absurd ist das Argument, dass die bestehende Tittmoninger Brücke „den heutigen Verkehrsbedürfnissen kaum noch gewachsen“ sei. Hat der Landrat das von ihm in Auftrag gegebene Verkehrsgutachten schon wieder vergessen, das auch der neuen Brücke lediglich eine „lokale, allenfalls regionale Bedeutung“ bescheinigt? Die 40- und 20-Tonner, die den Anwohnern am Gerberberg und Stadtberg das Leben schwer machen, gehören fast ausnahmslos zum Güterfernverkehr, so dass man ihnen getrost eine entsprechende Tonnagebegrenzung auf der Tittmoninger Brücke und einen Umweg über Burghausen oder Freilassing zumuten könnte. Um endlich klar belegen zu können, dass die Tittmoninger Brücke für den schweren Transitverkehr keine Rolle spielt und eine Tonnagebegrenzung zu keinen wirtschaftlichen Einbußen in der Region führt, wurde Bürgermeister Schupfner ein Antrag auf die Erstellung eines Gutachtens zur „Bedeutung der Tittmoninger Brücke für die Gemeinde Tittmoning bezüglich Wirtschaftskraft und Verkehrswirksamkeit – auch unter der Prämisse einer Tonnagebegrenzung auf 16t“ vorgelegt zur Behandlung in der kommenden Stadtratssitzung.

Die Fridolfinger Brücke aber wird nicht nur am ungeeigneten Baugrund und am Geldmangel scheitern, sondern vor allem an rechtlichen Vorschriften, weil ein für die Bauerlaubnis zwingend erforderlicher Nachweis der Unentbehrlichkeit einer neuen Brücke für die Region Südostoberbayern nun mal nicht erbracht werden kann.

Ilse Englmaier
1. Vorsitzende der Ortsgruppe Tittmoning/Fridolfing des Bund Naturschutz in Bayern e. V. und 1. Vorsitzende der Ökologischen Bürgerliste Tittmoning (Ökoliste)

Aufgrund dieses Leserbriefes führte Rainer Zehentner von der Südostbayrischen Rundschau ein Interview mit Landrat Hermann Steinmassl: hier das Interview

Nach dem Interview verfasste Ilse Enlgmaier einen weiteren Leserbrief: hier der 2. Leserbrief „Kann alles belegen.“


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