Tittmoninger Brücke dem Verfall preisgegeben

Geplante Salzachbrücke bei Fridolfing

Da der Artikel aus der Südostbayrischen Rundschau vom 23.8.2010 deutlich gekürzt wurde, hier die vollständige Pressemitteilung:

„Tittmoninger Brücke dem Verfall preisgegeben.“

Schwerpunkt bei der jüngsten Versammlung der Ökologischen Bürgerliste Tittmoning war die Ablehnung des Antrags von Hans Glück zum Beitritt zur Bürgerinitiative „Vernunft statt Salzachbrücke“ durch den Stadtrat bei dessen letzten Sitzung (wir berichteten). Besonders wurde kritisiert, dass die Beschlussfassung auf „Ablehnung ohne Diskussion“ lautete.

Die drei langjährigen Stadträte der Ökoliste – Peter Wembacher, Dr. Martin Aigner und Robert Lex – monierten, dass weder im Stadtrat noch in einer der Klausurtagungen jemals über die Folgen der geplanten Salzachbrücke bei Fridolfing für Tittmoning beraten worden sei.

Tittmoning liege als einzige Stadt im Landkreis Traunstein direkt an der Salzach – und laufe dennoch Gefahr, langfristig seine Brücke zu verlieren, sagte Vorsitzende Ilse Englmaier. Nach Äußerungen des oberösterreichischen Landeshauptmann-Stellvertreters Franz Hiesl gehe die Zuständigkeit der alten Brücke auf die betreffenden Gemeinden über, wenn der Neubau fertig gestellt sei.

Das bedeute, dass die Tittmoninger Brücke von der Staatsstraße zu einer Gemeindeverbindungsstraße herabgestuft würde. Im Gegenzug werde – so Englmaier – die neue Brücke von der Kreis- zur Staatsstraße heraufgestuft, so dass die Unterhaltsverpflichtung von Bayern und Oberösterreich von der Tittmoninger zur Fridolfinger Brücke wechsle.

„Dass nur für den Unterhalt der neuen Brücke Geld vorhanden sein wird, liegt auf der Hand“, meinte die Vorsitzende, „denn schließlich sind jetzt schon die öffentlichen Kassen an beiden Ufern der Salzach völlig leer geräumt.“ Das bedeute aber, dass nach dem Neubau die Tittmoninger Brücke langfristig „dem Verfall preisgegeben“ werde, so dass sie irgendwann nur noch von Radfahrern und Fußgängern passiert werden könne.

Die Zusicherung der Gemeinde Ostermiething, dass sie sich am Unterhalt der Tittmoninger Brücke beteiligen werde, würde nicht reichen, meinte Englmaier. Der Unterhalt der alten Brücke sei so kostenintensiv, dass die Ausgaben das Budget beider Gemeinden zusammen bei weitem übersteigen würden.

Ilse Englmaier fordert, dass die Lokalpolitik Unterlagen zur Einsicht freigeben soll, „in denen das weitere Schicksal der Tittmoninger Brücke festgeschrieben wurde“.

Hans Glück befürchtet einen Verlust an Lebensqualität für die Tittmoninger, wenn die Stadt Burghausen ihre Absicht verwirklicht, ihre „neue Brücke“ für den Schwerlastverkehr zu sperren, sobald die Salzachbrücke bei Fridolfing zur Verfügung stünde. Das hätte zur Folge – so Glück -, dass der gesamte Schwerlastverkehr für das Burghausener Industriegebiet künftig über die Fridolfinger Brücke und damit über Tittmoninger Gemeindegebiet fahren würde Aber Glück geht noch weiter: Mit Umsatzeinbußen müssten die Tittmoninger Geschäftsleute rechnen, weil österreichische Kunden verstärkt in die Geschäfte der nächstliegenden Gemeinden geleitet würden.

Auch bei der Entwicklung der kommunalen Infrastruktur sieht Fraktionssprecher Dr. Martin Aigner Nachteile für die Stadt. Ungeachtet der immensen Verschuldung des Landkreises von 70 Millionen Euro werde für ein „reines Prestigebauwerk“ viel Geld ausgegeben, das bei den Kommunen zum Beispiel für Schulsanierungen besser ange-legt sei. Gleichzeitig würden die Zuschüsse für die Jugendarbeit gekürzt.

Auch andere Argumente zugunsten der Fridolfinger Brücke ließen die Anwesenden nicht gelten. Die neue Brücke trage kaum zu einer spürbaren Verkehrsentlastung auf dem Stadtplatz bei, waren sie sich einig. Dies sei nämlich erst bei einer Reduzierung von 40 Prozent der Fall, und dies sei bei der Salzachbrücke nicht gegeben, wie ein Gutachten best Zuletzt sprach Vorsitzende Ilse Englmaier doch die Begründung an, warum auf der Titt-moninger Brücke keine Tonnagebegrenzung möglich sei. Das Argument, dass die Brücke als überregionale Verbindung für den Schwerlastverkehr offen gehalten werden müsse, sei völlig aus der Luft gegriffen, sagte Englmaier.

Nach Meinung befragter Straßenplaner dürfe eine Verbindung mit überregionaler Be-deutung keine so ausgeprägten Hindernisse aufweisen wie es der enge und steile Gerberberg auf bayerischer Seite darstelle, so die Vorsitzende weiter. Zudem fehle auf oberösterreichischer Seite die erforderliche kurze Anbindung an überregionale Verkehrsadern, denn die nächste erreichbare sei mit der B156 mehr als 20 Kilometer ent-fernt.

Zudem gäbe es kein Gesetz, dass dem Schwerlastverkehr Flußbrücken in geringen Ab-ständen zur Verfügung zu stehen hätten. Als Beispiel verwies Dr. Jakob Wagner auf den Rhein zwischen Koblenz und Bonn, wo es auf circa 100 Kilometern Flußlänge bisher keine Brücke gebe.

Er ergänzte, dass mit der Verweigerung einer Tonnagebegrenzung wohl Druck auf die Stadt ausgeübt werden solle, damit die Forderung nach einer neuen Brücke auch in Tittmoning weiter bestehen bleibe.



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